Dort, wo Vergangenheit die Zukunft berührt – meine Reise durch Tokio

Tokio hat uns vom ersten Moment an überwältigt. Diese Stadt pulsiert, flimmert, rauscht – und wir waren mittendrin, fasziniert und ein wenig verloren. Egal, wie gut man sich vorbereitet: Tokio entzieht sich jedem Plan. Hinter jeder Ecke wartet ein neues Geräusch, ein anderer Duft, ein unerwartetes Lächeln. Und obwohl wir eine ganze Woche dort waren, blieb das Gefühl, nur an der Oberfläche zu kratzen – als hätten wir ein riesiges, lebendiges Gemälde betrachtet und doch nur ein paar Pinselstriche wirklich gesehen.

Tokio zeigt sich nicht auf einmal. Es offenbart sich in Momenten – in einer stillen Tasse Matcha am Morgen, im Lichtermeer von Shibuya, im höflichen Nicken einer Verkäuferin. Diese Stadt ist zu groß, zu dicht, zu lebendig, um sie zu begreifen. Und vielleicht liegt genau darin ihr Zauber.

Tokio – ein stiller Riese

Kaum zu glauben, dass hier über 37 Millionen Menschen leben. Und doch fühlt es sich manchmal an, als hätte die Stadt ihre eigene leise Art, sich zu bewegen. Tokio ist riesig – unvorstellbar groß – und trotzdem erstaunlich ruhig. Kein lautes Gehupe, kein Gedränge, kein Chaos. Alles fließt.

Die Straßen sind sauber, die Menschen geduldig. Selbst zur Rushhour, wenn die Metro aus allen Nähten platzt, bleibt alles erstaunlich gelassen. Dann wartet man einfach auf die nächste Bahn – die kommt ohnehin in ein paar Minuten. Hektik? Fehlanzeige. Tokio pulsiert – aber ohne laut zu werden.

Tokio – wo die Viertel selbst die Sehenswürdigkeiten sind

Wenn man nach Tokio reist, denkt man zuerst an all die großen Sehenswürdigkeiten. Aber ehrlich gesagt: Das sind hier nicht einzelne Gebäude, sondern ganze Stadtteile. Jeder Bezirk hat seine eigene Stimmung – mal ein bißchen hektisch, mal ruhig, mal futuristisch, mal fast dörflich.

Am Anfang waren wir komplett überfordert. Wo fängt man da an? Shibuya, Shinjuku, Asakusa – jedes Viertel klingt nach einem eigenen Abenteuer. Sightseeing fühlt sich in Tokio eher an wie ein Spaziergang durch viele kleine Welten, die alle irgendwie zusammengehören und doch völlig verschieden sind. Und genau das macht die Stadt so spannend – und so schwer zu fassen.

Wie viel Zeit man für Tokio einplanen sollte

Bevor wir nach Tokio geflogen sind, haben wir viele Tipps gelesen – und selten war sich das Internet so einig: „Mindestens eine Woche braucht man!“ Jetzt, nach unserer eigenen Reise, können wir das nur bestätigen.

Man kann Tokio nicht in zwei Tagen verstehen.

Wenn man eigentlich kein Großstadtmensch ist und nur mal kurz rein schnuppern möchte, kommt man an drei Nächten nicht vorbei. Man bekommt dann einen Eindruck vom Tempo, sieht ein paar berühmte Orte. Darf aber dann auch nicht mehr erwarten.

Mit sechs Nächten bekommt man von Tokio einen kleinen Überblick: von Shibuya über Asakusa bis Shinjuku. Man hat genug Zeit, um sich treiben zu lassen und man hat das Gefühl, einen kleinen Eindruck von der Megacity zu bekommen.

Und wer sich richtig auf Tokio einlassen will, sollte noch länger bleiben. Dann bleibt Raum für kleine Cafés, Tempelbesuche bei Sonnenaufgang und spontane Ausflüge – etwa nach Kamakura.

Wir waren eine Woche in Tokio. Nach einer Woche dachten wir: Wow, was für eine Stadt! Wir haben so viel entdeckt – und trotzdem fühlt es sich an, als hätten wir erst einen winzigen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt Japans

In Tokio entdeckt man die Highlights nicht – man stolpert über sie, irgendwo zwischen einer Schale Ramen und einem Sonnenuntergang über den Dächern von Shinjuku.

I. Sensō-ji Tempel

Mitten im alten Stadtviertel Asakusa steht Tokios wohl bekanntester buddhistischer Tempel: der Sensō-ji. Kaum ein anderer Ort bringt Vergangenheit und Gegenwart so nah zusammen. Zwischen Souvenirständen, Räucherstäbchen und Selfie-Sticks spürt man hier noch das alte Tokio.

Der Tempel selbst besteht aus mehreren Gebäuden, doch die große Haupthalle zieht alle Blicke auf sich. Von dort öffnet sich der Blick auf das Hozomon-Tor, hinter dem die berühmte fünfstöckige Pagode aufragt – ein Anblick, der selbst im Trubel irgendwie still wirkt.

Tagsüber ist hier allerdings kaum ein Durchkommen. Menschen schieben sich dicht an dicht über die Wege, Kameras klicken im Sekundentakt. Wer das Ganze etwas ruhiger erleben möchte, sollte am Abend wiederkommen. Dann ist der Tempel geschlossen – und plötzlich bekommt der Ort wieder etwas Heiliges. Uns hat Sensō-ji nicht berührt, wir haben nichts von der Heiligkeit des Ortes gespürt. Dennoch lohnt sich der Besuch, wenn man anschließend durch Asakusa selbst schlendert: kleine Läden, alte Handwerkskunst und Gassen, die sich anfühlen, als hätten sie die Zeit vergessen.

Wenn du dich für japanische Kochmesser interessierst oder sogar planst, eines zu kaufen, lohnt sich ein Spaziergang vom Sensō-ji aus in Richtung Kappabashi (Kappabashi-Dōgu-gai).
Dort befindet sich Tokios berühmte Küchenstraße, in der du zahlreiche Fachgeschäfte mit einer beeindruckenden Auswahl an Messern findest – ein Paradies für alle, die Wert auf Qualität und Handwerkskunst legen.

II. Stadtviertel Harajuku: Flaniermeile Takeshita-dōri

Wenn man in Tokio die Takeshita-dōri betritt, hat man das Gefühl, plötzlich in ein Paralleluniversum zu stolpern – eines, in dem alles ein bisschen lauter, bunter und süßer ist als anderswo. Diese schmale Fußgängerstraße im Herzen von Harajuku ist nur rund 400 Meter lang, aber vollgepackt mit allem, was Tokio so unverwechselbar macht: schrille Mode, duftende Crêpes, endlose Menschenströme – und das Gefühl, mittendrin in einem lebendigen Popkultur-Phänomen zu stehen.

Schon am Eingangstor der Takeshita-dōri wuselt es. Schüler*innen in Uniformen, Touristen mit Kameras, Influencer, die sich in Pose werfen. Es riecht nach Zucker, Parfum und frischen Waffeln – eine Mischung, die so seltsam ist, dass sie fast schon wieder gut riecht.

Links und rechts reihen sich kleine Boutiquen, Vintage-Shops und Accessoire-Läden aneinander. Hier glitzert alles. Nirgendwo sonst in Tokio haben wir so viele Farben auf so wenig Raum gesehen. Wer Streetstyle liebt oder einfach Spaß an außergewöhnlicher Mode hat, wird hier stundenlang glücklich.

Wir sind vermutlich mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck durch die Dori spaziert, zwischen all den Läden tauchten plötzlich kleine Cafés auf, die aussahen, als wären sie direkt aus einem Manga gefallen und zwischendurch spazierten immer wieder junge Japanerinnen wie auf einem Laufsteg in voller Cosplay-Montur durch die Straße.

Cosplay – wenn Fantasie Alltag wird: Wer zum ersten Mal durch Harajuku läuft, fragt sich unweigerlich: Was genau passiert hier eigentlich? Zwischen all den bunten Outfits, pinken Perücken und perfekten Posen taucht früher oder später dieses Wort auf – Cosplay. Kurz gesagt: Hier verwandeln sich Menschen in ihre Lieblingsfiguren aus Manga, Anime oder Games – mit voller Hingabe und oft atemberaubender Detailtreue. Es geht nicht nur ums Kostüm, sondern darum, für einen Moment jemand anderes zu sein. Es Klingt verrückt? Vielleicht ein bisschen. Aber genau das ist der Charme daran. In Japan verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie manchmal einfach – und das macht diese Welt so faszinierend.

III. Meiji-Schrein – Ruhe zwischen Millionen

Nach all dem wuseligen Treiben und den Neonlichtern Tokios fühlt sich der Meiji-Schrein an wie ein tiefer Atemzug. Von Shibuya aus läuft man vielleicht eine Viertelstunde – und plötzlich ändert sich alles. Der Verkehr verstummt, die Luft wird kühler, und anstelle von Reklametafeln stehen uralte Bäume Spalier.

Wir betreten den riesigen Torii, dieses hölzerne Tor, das den Eingang markiert, und haben sofort das Gefühl, woanders zu sein. Der Schrein ist dem Kaiser Meiji gewidmet und gilt als einer der wichtigsten Orte der Stadt. Rundherum liegt ein stiller Park, so groß, dass man für einen Moment vergisst, in einer Metropole mit über 37 Millionen Menschen zu stehen. Die Luft riecht nach Holz und Erde, das Sonnenlicht fällt gefiltert durch das Blätterdach. Sofort spürten wir dass die großen Bäume uns ein wenig Kühlung schenkten. Bei vierzig Grad in der Mittagszeit ein willkommener Moment.

Zum Gelände gehören auch ein kleines Museum und ein traditioneller Garten – perfekt, wenn man ein bisschen mehr über die Geschichte erfahren oder einfach in Ruhe durchatmen möchte. Für uns war der Meiji-Schrein einer dieser seltenen Orte, an denen Tokio still wird – und genau das macht ihn so besonders.

IV. Tokyo Skytree – über den Dächern der Megacity

Irgendwann wollten wir Tokio auch mal von oben sehen – und dafür gibt es wohl keinen passenderen Ort als den Tokyo Skytree. Mit seinen 634 Metern ragt er wie ein futuristischer Riese über die Stadt hinaus. Der Name ist Programm: Hier oben fühlt man sich tatsächlich ein bisschen dem Himmel näher.

Die Zahl 634 ist übrigens kein Zufall – sie ergibt im Japanischen das Wort Musashi, den alten Namen dieser Region. Wir lieben solche Details: selbst in der Architektur steckt hier Bedeutung.

Zwei Aussichtsplattformen warten auf Besucher:innen – das Tembo Deck auf 350 Metern und die noch höhere Tembo Gallery auf 450 Metern. Wer möchte, kann die Tickets ganz entspannt im Voraus online kaufen (was wir definitiv empfehlen – die Warteschlangen sind legendär).

Oben angekommen, öffnet sich ein Panorama, das fast unwirklich wirkt. Tokio breitet sich endlos aus – ein Meer aus Lichtern, Linien und Leben. Bei klarer Sicht kann man sogar den Fuji am Horizont erkennen, und dieser Moment, wenn Stadt und Natur aufeinandertreffen, ist einfach magisch.

Der Skytree ist vielleicht touristisch, ja – aber er ist auch einer dieser Orte, an denen man kurz innehält, staunt und merkt, wie riesig diese Stadt wirklich ist. Und genau dafür lohnt sich der Besuch.

Wer es etwas klassischer mag, sollte dem Tokyo Tower einen Besuch abstatten. Bevor der Skytree gebaut wurde, war er das Wahrzeichen der Stadt – und irgendwie ist er das bis heute geblieben. Mit seinen 333 Metern ragt er in leuchtendem Orangeweiß in den Himmel und erinnert mit seiner Form deutlich an den Pariser Eiffelturm – nur eben in typisch japanischer Version.

V. Shibuya Crossing – das kontrollierte Chaos Tokios

Kaum ein Ort steht so sehr für das moderne Tokio wie die Shibuya Crossing. Diese Kreuzung ist mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt – sie ist ein Symbol für das pulsierende Herz der Stadt. Sobald alle Ampeln gleichzeitig auf Grün springen, setzt sich die Menge in Bewegung, hunderte Menschen strömen gleichzeitig aus allen Richtungen, und doch: niemand rempelt, niemand drängelt. Es ist ein perfekt orchestriertes Chaos – typisch Japan.

Am späten Nachmittag, zwischen 17 und 19 Uhr, ist hier am meisten los. Auch unsere Fotos sind zu dieser Zeit entstanden. Wir müssen zugeben: Wir hatten uns die Kreuzung irgendwie noch gigantischer vorgestellt. Aber das ändert nichts daran, dass sie einen ganz eigenen Zauber hat – dieses Gefühl, Teil eines rhythmischen Stroms aus Menschen, Licht und Bewegung zu sein.

Wer die Szene richtig genießen will, sollte sie sich nicht nur von unten ansehen. Klar, der Starbucks an der Ecke ist berühmt – und überfüllt. Viel besser ist der Blick von oben, zum Beispiel von der Aussichtsplattform des Magnet by Shibuya 109. Dort sieht man, wie sich bei jedem Ampelwechsel die Ströme kreuzen, ordnen und wieder auseinanderfließen. Es ist fast hypnotisch. Wenn du von dort aus das Spektakel beobachten möchtest, musst du ein überteuertes Getränk an der Bar kaufen, aber es lohnt sich wirklich!

VI. Shinjuku – wo Tokio nie schläft

Wenn Tokio ein Gesicht hätte, dann wäre es Shinjuku bei Nacht. Hier wird die Stadt genau so, wie wir sie uns vor unserer Reise vorgestellt haben: ein endloses Flimmern aus Neonlicht, Reklamen, die in allen Farben leuchten, und Straßen, die selbst nach Mitternacht noch voller Leben sind.

Schon der Bahnhof Shinjuku ist ein Erlebnis für sich – so groß, dass man sich leicht zehnmal verirrt. Von dort führt uns die Yasukuni-dōri direkt hinein ins Lichtermeer. Überall blinken Schilder, Musik dröhnt aus den Spielhallen, und die Luft riecht nach gegrilltem Fleisch, Parfum und Regen. Hier pulsiert das moderne Tokio.

Hinter den grellen Fassaden wartet Kabukichō, das berühmte Vergnügungsviertel. Hier trifft Glitzer auf Schatten: Karaoke-Bars und schrille Shows. Nur ein paar Schritte weiter liegt Golden Gai – das komplette Gegenteil, und doch genauso faszinierend. Winzige Bars drängen sich in engen Gassen, jede mit kaum Platz für eine Handvoll Gäste. Über den Türen hängen handgeschriebene Schilder, aus den Spalten dringt Zigarettenrauch und Jazzmusik. Es ist roh, ehrlich und wunderbar schräg – ein Stück altes Tokio, das man hier noch atmen kann.

Shinjuku ist Widerspruch pur: laut und leise, wild und vertraut, modern und vergangen zugleich.

VII. teamLab Planets – Kunst, die man mit allen Sinnen erlebt

Es gibt Orte, an denen man einfach nur schaut – und dann gibt es das teamLab Planets. Hier schaut man nicht, man taucht ein.

Schon am Eingang heißt es: Schuhe aus, Handy in die Hand – und dann beginnt etwas, das sich schwer in Worte fassen lässt. Wir stehen barfuß im Wasser, das bis zu den Knien reicht, und bewegen uns durch Dunkelheit und Licht. Projektionen tanzen über die Oberfläche, reagieren auf jede Bewegung. Ein Schritt, und die Wellen verändern sich. Es ist, als würde die Kunst uns wahrnehmen.

In einem Raum hängen unzählige spiegelnde Kugeln, die langsam ihre Farbe wechseln. Man verliert das Gefühl für Raum und Zeit, steht irgendwo zwischen Himmel und Spiegelung, mitten in einem Universum aus Licht.

Dann die Blumeninstallation – ein Raum, in dem digitale Blüten um uns herum aufblühen, welken und verschwinden. Alles bewegt sich, alles lebt. Und obwohl nichts „echt“ ist, fühlt sich alles unglaublich echt an.

Was das teamLab Planets so besonders macht, ist dieses Gefühl, Teil des Kunstwerks zu sein. Man geht nicht einfach durch eine Ausstellung – man bewegt sich durch Träume. Jeder Schritt verändert das, was man sieht. Und jeder Raum lässt einen mit offenem Mund stehen.

Als wir wieder draußen sind, wirkt Tokio plötzlich anders. Leiser. Irgendwie durchlässiger. Vielleicht, weil wir für ein paar Stunden gesehen haben, dass selbst Technik Poesie sein kann.

Wichtiger Hinweis: in Tokio gibt es das teamLab Planets und das teamLab Borderless. Das Borderless ist das größere, visuell überwältigendere Erlebnis – perfekt, wenn man in Licht und Bewegung eintauchen will.  Das Planets ist das emotionalere, sinnlichere – perfekt, wenn man Kunst fühlen statt nur sehen möchte.  Wir haben uns für das Planet entschieden, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

VIII. Omotesandō Avenue – Tokios schicke Schattenseite

Nur ein paar Schritte von Harajukus bunter Takeshita-dōri entfernt öffnet sich plötzlich eine andere Welt: die Omotesandō Avenue. Hier wird Tokio elegant, ruhig – fast europäisch. Breite Alleen, die von hohen Bäumen gesäumt sind, Designerläden mit gläsernen Fassaden, und dazwischen Menschen, die wirken, als kämen sie gerade aus einem Modemagazin.

Wir sind langsam die Straße hinuntergelaufen, vorbei an Boutiquen von Prada, Dior und Comme des Garçons, aber auch an kleinen Cafés, in denen sich Kreative treffen, um in aller Ruhe ihren Iced Latte zu trinken. Alles wirkt hier ästhetisch durchdacht – selbst die Architektur scheint Teil eines großen, stillen Kunstwerks zu sein. Trotz des Luxus ist die Atmosphäre überraschend entspannt. Vielleicht liegt es an den Bäumen, die die Sonne filtern und den Straßen ein goldenes Licht verleihen.

Omotesandō ist Tokios elegante Seite – ein Ort, der zeigt, dass diese Stadt nicht nur laut und grell kann, sondern auch leise, stilvoll und wunderschön. Am nördlichen Ende der Omotesandō Avenue gelangst du zu einem bekannten Fotospot, nämlich zum verspiegelten Eingangsbereich des Tokyo Plaza.

X. Cat Street – Tokios lässige Seitenstraße zwischen Trend und Ruhe

Zwischen den großen Namen der Omotesandō Avenue und dem kreativen Chaos von Harajuku schlängelt sich eine Straße, die irgendwie beides miteinander verbindet: die Cat Street. Hier fühlt sich Tokio plötzlich jung, urban und unglaublich entspannt an.

Wir sind einfach losgelaufen, vorbei an kleinen Concept Stores, Vintage-Boutiquen und Boutiquen, die aussehen wie Kunstinstallationen. Dazwischen Cafés mit Betonwänden, Zimmerpflanzen und Latte-Art – alles wirkt stylisch – aber nie aufgesetzt.

Cat Street ist der Ort, an dem man den Puls der Stadt spürt, ohne dass er laut wird. Junge Japaner:innen flanieren mit Einkaufstüten durch die Gasse, Skater rollen an einem vorbei, irgendwo läuft leise Indie-Musik. Es ist dieser Mix aus Coolness und Gelassenheit, der die Straße so besonders macht.

Wir haben uns hier sofort wohlgefühlt – vielleicht, weil man sich treiben lassen kann, ohne ständig stehen zu bleiben. Tokio zeigt sich hier von seiner kreativen, unaufgeregten Seite. Und genau das macht die Cat Street zu einem unserer Lieblingsorte in der Stadt.

XI. Daikanyama – Design trifft Leichtigkeit

In Daikanyama fühlt sich alles etwas heller, luftiger an. Die Straßen sind schmal, die Häuser niedrig, und über allem liegt diese angenehme Ruhe, die sofort ankommt. Hier reiht sich ein Concept Store an den nächsten, kleine Boutiquen treffen auf Minimalismus und Stil – ohne jemals kühl zu wirken.

Wir starten unseren Spaziergang im T-Site Komplex, wo sich die berühmte Buchhandlung Tsutaya Books befindet. Ein Ort, an dem man Stunden verbringen kann – zwischen Designbüchern, Architekturmagazinen und dem Duft von Kaffee aus dem angegliederten Café. Es ist mehr Kulturhaus als Buchladen, ein Raum, der inspiriert, statt nur zu verkaufen.

Draußen locken Cafés mit offenen Fassaden, in denen Menschen mit Laptops sitzen oder einfach nur den Nachmittag verstreichen lassen. Daikanyama hat dieses Talent, einen entschleunigen zu lassen, ohne dass man es merkt.

…. und zum Schluss: Unterwegs in Tokio – zwischen U-Bahn-Chaos und perfekter Ordnung

Tokio ist riesig. Und so beeindruckend die Stadt auch ist – sie lässt sich nicht einfach zu Fuß entdecken. Innerhalb eines Viertels klappt das wunderbar, aber wer von Shinjuku nach Asakusa möchte, landet zwangsläufig in der U-Bahn. Wir waren anfangs ehrlich gesagt ein bisschen eingeschüchtert. Dieses Netz aus Linien, Farben und Schriftzeichen wirkt wie ein Rätsel. Doch nach ein paar Fahrten merkt man: Tokio funktioniert. Alles ist präzise, pünktlich, logisch – man muss sich nur darauf einlassen.

Das Verkehrssystem besteht aus mehreren Betreibern. Neben der klassischen U-Bahn fahren durch die Stadt auch zahlreiche JR-Linien (Japan Railways), die ähnlich wie S-Bahnen funktionieren. Im Alltag verschwimmen die Unterschiede ohnehin – Hauptsache, man kommt an.

Sobald man das Prinzip verstanden hat, wird das U-Bahn-Fahren fast meditativ: Menschen stehen ordentlich an, niemand drängelt, alles läuft ruhig und zügig. Selbst zur Rushhour herrscht eine erstaunliche Gelassenheit.

Unser Fazit:
Tokio ist eine Stadt der Bewegung – und das öffentliche Verkehrsnetz ihr stiller Motor. Nach ein, zwei Tagen fühlt es sich an, als würde man Teil dieses Systems werden. Einfach einsteigen, losfahren – und irgendwo in diesem riesigen Stadtgeflecht wieder auftauchen.

Ein Detail, das wir in Tokio besonders schätzen: An jeder U-Bahnstation gibt es saubere, kostenlose Toiletten. Klingt banal, ist es aber nicht – in kaum einer anderen Großstadt ist das so unkompliziert. Ein kleines Stück Alltag, das den Tag einfach angenehmer macht.

Tagesausflug von Tokio: Ein Tag in Kamakura – Japans kleine Zeitreise ans Meer

Wenn Tokio das Herz Japans ist, dann ist Kamakura seine Seele. Nur eine Stunde mit dem Zug entfernt, aber gefühlt Lichtjahre ruhiger. Hier rauscht das Meer statt der Menschenmengen, und zwischen Bambuswäldern, Tempeln und alten Gassen liegt eine Gelassenheit, die man in Tokio irgendwann vermisst.

Anreise – die kleine Flucht aus der Großstadt

Wir sind frühmorgens mit der JR Yokosuka Line von Tokio nach Kamakura gefahren – eine direkte Verbindung, die kaum eine Stunde dauert. Schon auf der Fahrt verändert sich das Bild: Hochhäuser weichen kleinen Holzhäusern, Züge werden leerer, und irgendwann riecht die Luft leicht salzig.

Vom Bahnhof Kamakura nahmen wir gleich einen Bus zum großen Buddha. Alternativ kannst du vom Bahnhof in Kamakura aus eine kleine Bimmelbahn nehmen, die dich in ca. fünf Minuten zum Hase-dera Tempel bringt.

Wenn man Kamakura besucht, führt kein Weg am Daibutsu vorbei – dem Großen Buddha. Majestätisch sitzt er unter freiem Himmel, umgeben von Bäumen und Bergen, als würde er seit Jahrhunderten über den Ort wachen. Die 13 Meter hohe Bronzestatue beeindruckt nicht nur durch ihre Größe, sondern durch die stille Würde, die sie ausstrahlt. Früher stand der Buddha in einem Tempelgebäude, doch ein Tsunami zerstörte es – der Buddha blieb. Vielleicht ist es gerade diese Standhaftigkeit, die ihn so faszinierend macht.

Nach dem Besuch des Großen Buddha gingen wir zu Fuß weiter zum Hase-dera Tempel. Der Hase-dera ist berühmt für seine elfköpfige Kannon-Statue, die Göttin des Mitgefühls. Sie ist fast ebenso beeindruckend wie der Große Buddha, aber auf eine andere, sanftere Weise. Von der Terrasse des Tempels aus hat man einen wunderbaren Blick über Kamakura und das Meer. Zwischen den bunten Gebetsfahnen und den kleinen Jizō-Statuen, die für verstorbene Kinder aufgestellt werden, liegt eine stille Traurigkeit, aber auch Trost.

Nach dem Tempelbesuch sind wir zu Fuß ans Meer und haben dort einen Strandspaziergang unternommen.

Als wir am Abend wieder in den Zug eingestiegen sind und langsam ins Zentrum von Tokio zurückfuhren, hatten wir das Gefühl, kurz in eine andere Zeit gereist zu sein. Es tat so gut, zwischendurch mal aus Tokio herausgekommen zu sein.

Ein Ausflug nach Kamakura lässt sich nicht in einem halben Tag machen. Du brauchst definitiv ein ganzer Tag.

2 thoughts on “Dort, wo Vergangenheit die Zukunft berührt – meine Reise durch Tokio

  1. Nina Schwarz says:

    Lieber Reisen-macht-froh,
    vielen Dank für deinen großartigen Artikel über Tokio! Ich lese ihn mit wachsender Vorfreude – denn bald geht’s für mich selbst dorthin.
    Ich habe mir gleich ein paar deiner Tipps notiert – besonders die kleineren Viertel abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten klingen spannend. Es ist so schön, Reiseberichte zu lesen, die nicht nur informieren, sondern richtig Lust machen, loszuziehen.
    Danke für die Inspiration – ich kann es kaum erwarten, Tokio mit eigenen Augen zu erleben!
    Liebe Grüße aus Regensburg
    Nina

    Antworten
    1. Reisen macht froh says:

      Hallo Nina, vielen Dank für deine Rückmeldung – das freut mich! Dir wünsche ich eine gute Zeit in Tokio. Grüße aus Konstanz Thorsten

      Antworten

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