Bukit Lawang: Besuch bei den Orang-Utans auf Sumatra

Der Gunung-Leuser-Nationalpark auf der indonesischen Insel Sumatra ist einer der wenigen Orte weltweit, an denen Orang-Utans noch in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden können. Leider haben massive Abholzungen, vor allem zur Ausweitung von Palmölplantagen, den Großteil ihres ursprünglichen Lebensraums vernichtet. Diese Entwicklung hat die beeindruckenden Menschenaffen in eine kritische Gefahrensituation gebracht, die ihr Überleben bedroht.

Die Begegnung mit dem Orang-Utan, war eine der intensivsten Erfahrungen, die ich auf meinen Reisen gemacht habe. In diesem Blogpost findest du alle Informationen zur Anreise, zu den verschiedenen Touren und nützliche Tipps für deinen Aufenthalt.

1. Anreise nach Bukit Lawang

Von Medan gibt es verschiedene Möglichkeiten, das etwa 90 Kilometer entfernte Bukit Lawang zu erreichen. Die günstigste Option ist der öffentliche Bus, der weniger als 3 € kostet. Dafür fährst du von der Busstation Pinang Baris in Medan nach Gotong Royong, dem nächstgelegenen Ort vor Bukit Lawang. Von dort kannst du ein TukTuk oder Taxi zu deiner Unterkunft nehmen. Diese Variante ist zwar preiswert, aber auch abenteuerlich, da die Abfahrtszeiten oft flexibel gehandhabt werden.

Bequemer ist ein Van, der bis zu acht Personen Platz bietet. Ein privater Van kostet rund 500.000 IDR (ca. 33 €), während ein Platz im geteilten Van etwa 150.000 IDR (10 €) kostet. Die Fahrt dauert etwa drei Stunden. Es empfiehlt sich, deine Unterkunft in Bukit Lawang im Voraus zu kontaktieren, da sie dir am besten beim Transfer helfen können. Ich selbst entschied mich für ein Taxi und habe dafür 40€ bezahlt.

Tipp: Hebe in Medan ausreichend Bargeld ab, da es in Bukit Lawang keinen Geldautomaten gibt. Kartenzahlung wird nur in einigen wenigen Unterkünften und bei wenigen Touranbietern akzeptiert. der nächstgelegene ATM befindet sich in Gotong Royong.

2. Die beste Reisezeit für das Jungle-Trekking zu den Orang-Utans

In Sumatra gibt es nur zwei Jahreszeiten: die Regenzeit und die Trockenzeit. Die gute Nachricht ist, dass ein Dschungel-Trek zu jeder Jahreszeit möglich ist. Dennoch ist eine Reise in der Trockenzeit, wenn es sich einrichten lässt, empfehlenswert.

Die Trockenzeit erstreckt sich ungefähr von April bis September. In diesen Monaten gibt es weniger Regen als in der Regenzeit. Dennoch bringt der Südwest-Monsun ganzjährig Niederschläge mit sich, weshalb du dich darauf einstellen solltest, dass es bei deiner Wanderung jederzeit regnen könnte. Die Wahrscheinlichkeit für trockenes Wetter ist zwischen April und September allerdings am höchsten.

Ich war selbst im August auf Sumatra unterwegs und hatte Glück: Während meines Treks hat es kein einziges Mal geregnet. Die Nacht davor hat es allerdings durchgehend geregnet. Allerdings bleibt die Luftfeuchtigkeit das ganze Jahr über hoch, auch in der Trockenzeit. Die drückende Schwüle macht die Wanderung zusätzlich anstrengend.

3. Wie viel Zeit muss ich für die Reise zu den Orang-Utans einplanen?

Das Angebot an Trekkingtouren ist vielfältig: Es gibt alles von kurzen Ausflügen von ein paar Stunden bis hin zu mehrtägigen Touren. Besonders beliebt ist eine zweitägige Tour mit einer Übernachtung im Dschungel. Ich habe mich auch für eine zweitägige Tour entschieden.Vor und nach der Tour verbringst du in der Regel je eine Nacht in Bukit Lawang. Daher empfehle ich, mindestens drei Übernachtungen für deinen Aufenthalt einzuplanen, allerdings wäre es schade, wenn du Bukit Lawang so schnell wieder verlässt. Hier lässt es sich mehrere Tage in Ruhe verbringen. Ich selbst war insgesamt 5 Nächte dort.

4. Bukit Lawang - Unterkünfte & Essen

Die Auswahl an Unterkünften in Bukit Lawang ist riesig. Von günstigen Hostels bis hin zu traumhaft gelegenen Lodges ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ich habe mich für das Junia Guesthouse Bukit Lawang  entschieden und kann es dir bedenkenlos weiterempfehlen. Es liegt auf der anderen Seite des Flusses. Über eine Hängebrücke ist die Anlage erreichbar und hat einen gewissen Abstand zum Fluss. Das ist gut, denn der Fluss verursacht nachts so eine laute Geräuschkulisse, dass man kaum schlafen kann. Das Guesthouse ist familiengeführt und alle Mitarbeiterinnen waren sehr freundlich und hilfsbereit. Besonders empfehlenwert ist das dazugehörende Restaurant.

5. Touranbieter und Ablauf

In Bukit Lawang liegt der Fokus auf Touren in den Gunung Leuser Nationalpark, weshalb es zahlreiche Anbieter gibt. Viele Reisende suchen nach einem Touranbieter, der einen respektvollen Umgang mit der Natur und den Tieren betont, und sind überzeugt, diesen gefunden zu haben. In Wirklichkeit werben inzwischen alle Anbieter damit und somit ist dies eigentlich kein Entscheidungskriterium mehr. Hinzu kommt, dass die Gruppen nach Belieben zusammengestellt werden, und die Guides freiberuflich tätig sind und somit von Tour zu Tour zwischen den Anbietern wechseln. Von daher ist es aus meiner Sicht nicht notwendig sich im Vorfeld allzu viele Gedanken darüber zu machen. Man kann die Tour in jedem Guesthouse buchen und hat sowieso keinen Einfluss in welcher Gruppe man letztendlich landet.

Tag 1

Die Tour begann früh um 9 Uhr morgens. Als Treffpunkt diente unsere Unterkunft, wo wir vor der Wanderung noch gemeinsam gefrühstückt haben. Gut gestärkt machten wir uns dann mit unseren beiden Guides auf den Weg in den Dschungel! Besonders erfreulich war, dass ich in einer kleinen Gruppe von nur drei Personen unterwegs waren. Nur wenige Minuten, nachdem wir das kleine Dorf Bukit Lawang hinter uns gelassen hatten und in Richtung des Eingangs zum Gunung-Leuser-Nationalpark unterwegs waren, entdeckten wir bereits das erste Orang-Utan-Weibchen hoch oben in den Bäumen! Diese Orang-Utan sind semiwild und stammen aus dem ehemaligen Rehabilitationszentrum, das bis 2015 betrieben wurde. Das erklärt auch, warum sie sich in der Nähe der Stadt aufhalten. Kurz darauf betraten wir den Nationalpark, wo der Dschungel immer dichter wurde. Unsere Guides ermöglichten uns, in unserem eigenen Tempo zu wandern und so oft wie nötig Pausen einzulegen.

Begegnung mit den Waldmenschen

Gegen Mittag, nach etwa vier Stunden Wanderung durch den dichten Regenwald, hatten wir das Glück, wilde Waldmenschen in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen. Insgesamt entdeckten wir rund zehn dieser faszinierenden Tiere – eine beeindruckende Zahl für eine Tour wie diese! Wenn man sie entdeckt, kann man sie in aller Ruhe beobachten, Fotos machen oder Videos aufnehmen. Einige von ihnen hielten sich hoch oben in den Baumkronen auf, während andere näher am Boden zu sehen waren.

Ankunft im Camp

Gegen 16 Uhr erreichten wir schließlich das Camp. Wir hatten uns unterwegs viel Zeit gelassen, unzählige Fotos gemacht und zahlreiche Pausen eingelegt, um frisches Obst zu genießen und eine stärkende Mahlzeit zu uns zu nehmen – köstliches Nasi Goreng. Das Camp liegt direkt am Fluss, der sich perfekt zum Abkühlen und Waschen eignet. Kaum angekommen, sprangen wir, völlig durchgeschwitzt, in das erfrischende Wasser. Selten hat ein Bad so gutgetan!

Die Nacht verbrachten wir in einer offenen Hütte. Wir schliefen auf dem Boden, ausgestattet mit dünnen Isomatten und umgeben von einem Moskitonetz. Kissen oder Decken gab es nicht – es war eine minimalistische Übernachtung.

Am Nachmittag hatten unsere Guides zwei einfache Matten direkt am Flussufer ausgebreitet. Dort ließen wir es uns gut gehen: Wir entspannten, spielten Karten und genossen Kaffee und Kekse – ein perfekter Moment der Ruhe nach einem abenteuerlichen Tag.

Ein besonderes Highlight: Das Abendessen

Ein unvergesslicher Moment für mich war das Abendessen. Die Vielzahl an Gerichten war so köstlich, dass ich am liebsten darin gebadet hätte! Mitten im Dschungel, nur bei Kerzenschein, genossen wir dieses einfache, aber unglaublich leckere Mahl.

Wir saßen zu sechst – unsere beiden Guides, ein Koch und wir drei – auf den Matten, während Kerzen rund um uns aufgestellt wurden. Auf dem Boden, mit Schalen und Tellern vor uns, teilten wir das Abendessen und die einzigartige Atmosphäre. Allein für dieses Erlebnis kann ich euch die Tour wärmstens empfehlen!

Tag 2

Die Nacht auf der Isomatte war alles andere als erholsam – ich hatte kaum ein Auge zugetan. Zuerst schob ich es auf mein Alter, aber als das niederländische Paar, beide um die 30, am Morgen ebenfalls völlig erschöpft aussah, war klar: Die Schlafbedingungen waren einfach für niemanden ideal.

Nach etwa 8 Stunden Ruhe – mehr wach als schlafend – standen wir auf, packten unsere Sachen zusammen und stärkten uns im Camp mit einem einfachen Frühstück und heißem Kaffee. Gegen 10 Uhr brachen wir wieder auf, um den zweiten Tag unseres Dschungel-Trekkings zu beginnen.

Das Ziel des Tages war ein Abschnitt des Bohorok-Flusses, an dem wir das Abenteuer mit einer Fahrt auf dem „Wassertaxi“ – einem selbstgebauten Floß – zurück ins Dorf abschließen würden. Der Weg dorthin versprach noch einmal aufregende Stunden durch die unberührte Natur.

Durch den Dschungel zum Bohorok-Fluss
Der Weg führte uns erneut bergauf und bergab durch den Dschungel, und die Pfade waren manchmal eine wirkliche Herausforderung. Wir hatten sogar das Glück, wieder Orang-Utans zu entdecken. Ganz entspannt saßen wir eine Weile und beobachteten, wie sie hoch oben in den Baumwipfeln umherkletterten – ein magischer Moment.

Nach etwa drei Stunden Wanderung erreichten wir gegen 13 Uhr den Bohorok-Fluss. Dort konnten wir endlich unsere Badesachen anziehen und uns im kühlen Wasser erfrischen. Nach der schweißtreibenden Tour war das Bad im Fluss eine willkommene Belohnung und ein perfekter Abschluss des Dschungeltrekkings.

 Raftingtour zurück nach Bukit Lawang
Zum krönenden Abschluss des zweitägigen Dschungeltrekkings erwartete uns noch ein besonderes Highlight: eine Raftingtour zurück ins Dorf Bukit Lawang, von wo aus das Abenteuer seinen Anfang nahm. Statt den Weg zurück zu laufen, fuhren wir  gemütlich auf einem „Wassertaxi“ – ein Floß aus zusammengebundenen Ringen – den Fluss hinunter.

Je nach Wasserstand des Flusses variiert die Geschwindigkeit. Da wir in der Trockenzeit unterwegs waren, dauerte die Fahrt etwa 25 Minuten – mit mehr Wasser wäre sie entsprechend flotter gewesen. Egal, ob schneller oder langsamer, diese entspannte und zugleich spannende Rückfahrt ist der perfekte Abschluss einer unvergesslichen Tour.

Was du alles vor der Tour wissen solltest

Für die Tour brauchst du nur einen kleinen Tagesrucksack. Dein großer Rucksack kann sicher im Guesthouse bleiben. Wertsachen, einschließlich deines Reisepasses, habe ich vorsichtshalber ebenfalls nicht mitgenommen – so kannst du dich unbeschwert auf das Abenteuer konzentrieren!

Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, einige essentielle Dinge für die Tour einzupacken:

Eine große Wasserflasche: Ausreichend Wasser ist ein Muss bei der Hitze und Feuchtigkeit im Dschungel.
Mindestens halbhohe Trekkingschuhe mit guter Sohle: Sie geben Stabilität auf matschigen Wegen.
Flip-Flops für das Camp: Perfekt, um die Füße nach der Wanderung zu entspannen.
Wechselkleidung: Im Camp hatte ich ein langes Hemd und eine lange Hose aus Leinen dabei. Hatte ich auch nachts zum Schlafen an.
Zahnbürste und Zahnpasta: Die Basics für die Nacht im Camp.
Mückenspray: Absolut unverzichtbar!
Toilettenpapier: Praktisch, da es vor Ort keines gab.
Regenmantel: Kann in Bukit Lawang günstig gekauft werden und ist unverzichtbar für plötzliche Regenschauer.

Ein letzter Tipp: Rund 90 Prozent der Tourist*innen entscheiden sich während der Wanderung für lange Hosen. Ich selbst habe mich für kurze Hosen entschieden und fühlte mich anfangs etwas fehl am Platz. Doch im Laufe der Tour war ich froh darüber – die hohe Luftfeuchtigkeit und die warmen Temperaturen sorgen dafür, dass man schnell komplett durchgeschwitzt ist. Kurze Hosen bieten da definitiv ein bisschen mehr Komfort, auch wenn man dadurch auch ungeschützter ist.

Fazit zur Tour durch den Regenwald

Ohne Zweifel: Die Begegnung mit Orang-Utans in ihrem natürlichen Lebensraum gehört zu den beeindruckendsten Momenten, die ich auf meinen Reisen erleben durfte. Ich hatte das große Glück, mehrere Orang-Utan-Weibchen zu sehen. Ein Männchen war leider nicht dabei, doch das minderte das Erlebnis keineswegs. Die Kombination all dieser Eindrücke machte diese Tour zu einem unvergesslichen Abenteuer.

Meine beiden Guides waren nicht nur unglaublich humorvoll, sondern nahmen sich auch stets die Zeit, uns die faszinierenden Tiere ausgiebig beobachten zu lassen und ausreichend Verschnaufpausen einzulegen. Das Essen während der Tour war reichlich und einfach fantastisch!

Die Nacht im kleinen Camp mitten im Dschungel, umgeben von der reichen Tierwelt, war eine einmalige Erfahrung. Das Bad im erfrischenden Fluss und die beruhigende Geräuschkulisse der Natur sorgten für pure Entschleunigung und echte Erholung.

Kurzum: Ein Besuch in Bukit Lawang und die Begegnung mit den Orang-Utans sind ein absolutes Muss für jede Sumatra-Reise!

 

 

2 thoughts on “Bukit Lawang: Besuch bei den Orang-Utans auf Sumatra

  1. Petra Metzger says:

    Lieber Thorsten,
    nun weiß ich endlich Bescheid! Ich plane gerade meine nächste Reise, die mich endlich nach Sumatra führen wird. Meine größte Motivation – sicherlich ähnlich wie bei dir damals – ist der Wunsch, den Regenwald zu erleben und die Menschenaffen zu sehen.
    Ich habe bereits viele Blogs gelesen, aber keiner hat den Ablauf so klar und hilfreich beschrieben wie du. Vielen Dank dafür! Bei mir geht es an Ostern los, und ich kann es kaum erwarten.
    Dein Blog gefällt mir übrigens ausgesprochen gut – vielleicht, weil auch ich die 40er-Marke bereits hinter mir gelassen habe.

    Herzliche Grüße
    Petra

    Antworten
    1. Reisen macht froh says:

      Hallo Petra, das freut mich! Wünsche dir eine gute Zeit auf Sumatra. Grüße Thorsten

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert