Einmal von Delhi nach Varanasi und zurück

„Für Indien brauchst du entweder ein wenig Geld oder viel Zeit. Alles, was zwischen diesen beiden Polen liegt, wird dir die Reise eventuell versauen.“

Wir hatten dieses Mal nur zwei Wochen Zeit, genau deshalb haben wir uns für einen indischen Fahrer entschieden. Die Wahl war einfach, denn ich kannte Kuber von www.kubertour.com . Vor sechs Jahren wir ich schon mal mit ihm unterwegs und wusste, dass er absolut zuverlässlich, sympathisch und ein sehr angenehmer Wegbegleiter ist.

Bei einer Indien-Reise mit einem privaten Fahrer kannst du die Freiheit einer Backpackertour mit einer gewissen Bequemlichkeit verbinden. Man könnte es auch altersgerechte Fortbewegung bezeichnen.

Wo liegen die Vorteile mit einem Fahrer durch Indien zu reisen?

Der wichtigste Grund für eine Indien-Rundreise mit Fahrer ist die Effizienz. Mit einem Fahrer kannst du mindestens doppelt so viele Orte besuchen wie auf einer selbstorganisierten Rundreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Fahrer holt dich morgens direkt im Hotel ab und bringt dich ohne Umwege zu deinem gewünschten Ziel. Du musst kein TukTuk zum Busbahnhof nehmen, um dann auf den Bus zu warten. Außerdem bist du mit dem Auto viel flotter unterwegs.

Wenn du jemals versucht hast, in Indien ein Zugticket zu reservieren, weißt du, dass dies leicht einen halben Tag in Anspruch nehmen kann. Bei Bussen wird oft gesagt, dass sie in wenigen Minuten abfahren, aber dann dauert es oft noch eine Stunde oder mehr, bis alle Passagiere eingestiegen sind.

Was leistet ein Fahrer?

Theoretisch steht dir dein Fahrer rund um die Uhr zur Verfügung. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er von ihm verlangt und was nicht. Wir haben uns tagsüber von Kuber fahren lassen. Also von einer Stadt zu anderen, von einem Hotel zum nächsten. Bei Sehenswürdigkeiten auf dem Weg hielten wir an und Kuber wartete auf uns. In den Städten selbst, fuhren wir mit Rikschas, TukTuks und Uber-Taxis. Wir wären uns dabei blöd vorgekommen, wenn er uns abends auch noch zum Essen ins Restaurant gefahren hätte und auf uns gewartet hätte bis wir wieder nach Hause wollten. Allerdings darf das jeder für sich selbst entscheiden.

Das Auto von Kubertour ist neu, groß und komfortabel.

Wer plant die Reise?

Ein indischer Fahrer ist kein Reiseunternehmen. Wir haben unsere Tour selbst geplant und haben sie immer wieder im Vorfeld via WhatsApp mit ihm abgesprochen. Während der Reise bleibt der Fahrer am Auto und wartet während du etwas besichtigst auf dich. Er ist also nicht zu verwechseln mit einem Reiseführer.

Unser Tour

Delhi (1 Nacht) – Agra (1 Nacht) – Orcha (1 Nacht) – Khajuraho (2 Nächte) – Varanasi (4 Nächte) – Ayodhya (1 Nacht) – Lucknow (2 Nächte) – Delhi (1 Nacht)

Station 1: Delhi

Wenn du nach Indien reist, benötigst du ein Visum, das du unkompliziert online beantragen kannst.  Die Einreise verläuft in der Regel schnell und unkompliziert. Es werden lediglich ein Foto von dir gemacht und deine Fingerabdrücke genommen. Vergiss jedoch nicht, das Einreiseformular von der Auslage gegenüber dem Einreiseschalter auszufüllen, bevor du zum Schalter gehst. In den meisten Fällen bekommst du das Formular bereits im Flugzeug.

Es ist ratsam, am Flughafen Geld abzuheben, da es dort diverse Geldautomaten gibt. Beachte jedoch, dass diese in der Regel nur maximal 10.000 Rupien (ca. 110 €) ausgeben. Wenn du eine indische SIM-Karte nutzen möchtest, kannst du diese ebenfalls am Flughafen bei Anbietern wie Airtel erwerben. Für etwa 1.100 Rupien (ca. 14 Euro) erhältst du ein Gigabyte Datenvolumen pro Tag sowie 20 Minuten  nationale Anrufe.

Wir sind mitten in der Nacht gelandet und bis wir dann mit dem Taxi in unserem Hotel waren, war es bereits 7 Uhr. Wir wussten, dass wir nur einen Tag in Delhi hatten und gingen daher nach einer kurzen Pause los, da wir die Zeit nutzen wollten.

 

Das Rote Fort

Unsere erste Station, die wir mit der U-Bahn ansteuerten war das Rote Fort. Eines der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Delhi. Das Fort ist eine imposante Festungs- und Palastanlage aus rotem Sandstein. Es wurde während der Zeit des Mogulreiches unter der Herrschaft von Shah Jahan erbaut. Ursprünglich diente das Fort als Residenz in der damaligen Hauptstadt Shahjahanaba, dem heutigen Alt-Delhi.

Während des 18. Jahrhunderts wurde das Fort von afghanischen und persischen Eindringlingen geplündert und zerstört. Nach der Niederschlagung des indischen Aufstands im Jahr 1858 fiel das Fort in die Hände der britischen Armee. Erst mit der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 ging das Rote Fort wieder in den Besitz der indischen Regierung über.

Hinter den massiven Festungsmauern erstreckt sich eine gut strukturierte Palastanlage mit Moscheen, Privat- und Badehäusern sowie Basarstraßen, die einst dem Mogul und seinem Gefolge ein komfortables Leben boten.

Das Rote Fort zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Delhi und wurde im Jahr 2007 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Jama Masjid Moschee

In unmittelbarer Nähe und mit dem Fahrrad-Rikscha gut zu erreichen ist die Jama Masjid Moschee. Die Jama Masjid, auch bekannt als „Freitagsmoschee“, wurde im 17. Jahrhundert von Shah Jahan in Auftrag gegeben und ist bis heute die größte Moschee Indiens. Sie thront auf dem felsigen Hügel Bho Jhala und überragt das Häusermeer von Old-Delhi.

Architektur und Geschichte

Shah Jahan, der auch den Bau des berühmten Taj Mahal in Auftrag gab, ließ die Jama Masjid errichten, um sich selbst zu verherrlichen. Dies zeigt sich an den Inschriftentafeln an der Front des Gebäudes, die Lobeshymnen auf das Bauwerk und seinen Schöpfer enthalten. Im Inneren sind hingegen religiöse Glaubensformeln zu finden, die den eigentlichen religiösen Zweck des Gebäudes verdeutlichen.

Die Fertigstellung der Moschee im Jahr 1658 fiel mit Shah Jahans Sturz vom Thron zusammen. Zuvor zog er jeden Freitag in einer prunkvollen Prozession mit seinem Hofstaat zur Moschee, um seinen Machtanspruch zu demonstrieren. Die Jama Masjid erhielt dadurch den Beinamen Freitagsmoschee, da dort das gemeinschaftliche Freitagsgebet abgehalten wurde.

Architektonische Merkmale

Die Moschee ist aus rotem Sandstein und weißem Marmor erbaut und wird von drei Zwiebeltürmen und zwei schlanken Minaretten flankiert. Das rechte Minarett kann gegen eine zusätzliche Gebühr erklommen werden und bietet einen Panoramablick über Old-Delhi.

Besucherhinweise

Besucher müssen beim Betreten der Moschee ihre Schuhe ausziehen. Fotografieren im Inneren ist erlaubt, jedoch sollte man Rücksicht auf die Gläubigen nehmen, die nicht gerne fotografiert werden.

Schlendern durch Old Delhi 

Ist wie eine Reise in die Vergangenheit, denn Old Delhi ist ein Ort voller Geschichte, Kultur und lebendiger Traditionen. Beim Schlendern durch die verwinkelten Gassen dieses historischen Stadtteils, tauchst du ein in eine Welt voller Kontraste und faszinierender Eindrücke.

Ein Spaziergang durch die Märkte von Old Delhi ist ein Fest für die Sinne. In den belebten Straßen von Old Delhi herrscht ein reges Treiben, das dich mitten hinein ins indische Leben katapultiert. Hier wird gehandelt, gefeilscht, gelacht und gefeiert.

Für Indienneulinge ist Old-Delhi erst einmal eine echte Herausforderung. Hier herrscht Chaos und die Lautstärke ist beeindruckend. Nach 2 – 3 Stunden wirst du froh sein, wenn du die Ruhe deines Hotelzimmers für kurze Zeit genießen kannst. Dennoch, ein großartiges Erlebnis, welches du auf keine Fälle verpassen solltest.

Station 2: Agra

Agra ist einer der meist besuchten Orte Indiens, denn hier steht der berühmte Taj Mahal. Von vielen als das Monument der ewigen Liebe bezeichnet. Ich habe den Taj Mahal zum dritten Mal besucht und ich bin jedes Mal von Neuem absolut begeistert.



Die Legende des Taj Mahal

Es war einmal ein Großmogul namens Shah Jahan, der im frühen 17. Jahrhundert über das Mogulenreich herrschte. An seiner Seite lebte seine geliebte dritte Frau, die persische Prinzessin Mumtaz Mahal. Doch ihr Glück wurde jäh unterbrochen, als die Prinzessin im Alter von nur 39 Jahren nach der Geburt ihres 14. Kindes starb. Zutiefst betrübt schwor Shah Jahan seiner geliebten Frau, ein Grabmal zu errichten, das die Welt noch nicht gesehen hatte. Jahre vergingen, 20.000 Arbeiter und 1000 Elefanten wurden mobilisiert, um das monumentale Gebäude zu errichten. Die Legende besagt sogar, dass den Arbeitern die Daumen abgeschnitten wurden, um sicherzustellen, dass nie wieder ein vergleichbares Bauwerk entstehen würde. Als das Taj Mahal nach 18 bis 22 Jahren Bauzeit endlich fertiggestellt war, konnte Shah Jahan nicht mehr am Grab seiner Frau knien. Er war entmachtet und unter Hausarrest gestellt worden. Erst nach seinem eigenen Tod fand er neben seiner geliebten Mumtaz Mahal seine letzte Ruhestätte.

Es ist ratsam, das Taj Mahal entweder am frühen Morgen oder, falls du kein Morgenmensch bist, am späten Nachmittag zu besichtigen. Zu diesen Zeiten ist die Hitze erträglicher und die Besucherzahl geringer. Außerdem ist das morgendliche Licht sanfter, was den weißen Marmor besonders intensiv leuchten lässt.

Beachte, dass das Taj Mahal freitags für das öffentliche Publikum geschlossen ist und ausschließlich betenden Muslimen zugänglich bleibt. Es ist empfehlenswert, deine Reisepläne frühzeitig zu überdenken, um zu vermeiden, dass dein Besuch in Agra gerade auf einen Freitag fällt.

Der Mehtab Bagh Park

Der Mehtab Bagh Park liegt direkt gegenüber dem Taj Mahal, auf der anderen Seite des Flusses. Ein Besuch dieses Parks ist besonders zum Sonnenuntergang zu empfehlen, da du von hier aus einen herrlichen Blick auf den von der Sonne beleuchteten Taj Mahal genießen kannst. Obwohl der Park selbst nicht sehr gut gepflegt ist, ist die Aussicht unübertroffen. Inzwischen kostet der Park Eintritt, aber es lohnt sich.

Station 3: Gwalior Festung und Orchha

Auf dem Weg nach Orchha machten wir Halt in Gwalior. Gwalior ist vor allem durch seine Festung bekannt

Gwalior Fort

Das Gwalior Fort thront auf einer Sandsteinklippe und ragt 91 Meter über die umgebende Landschaft empor. Der Bau dieses mittelalterlichen Bollwerks begann im 5. Jahrhundert und der Zugang erfolgt über sechs prächtig mit Skulpturen verzierte Tore. Entlang der Grundmauern der Festung finden sich imposante Statuen von Tithankara (Jain-Heiligen). Innerhalb der Mauern beherbergt die Festung Paläste, Tempel und Zisternen.

 

Man Mandir Palast

Im Herzen des Gwalior Forts gelegen, wurde der Man Mandir Palast zwischen 1486 und 1516 unter der Herrschaft von Radscha Man Singh erbaut. Dieser Palast ist ein Meisterwerk der Hindu-Architektur dieser Epoche. Die prachtvoll verzierte Ostfassade gehört zu den am häufigsten fotografierten Strukturen Indiens. Ihre sechs Rundtürme sind von kleinen Kuppeln gekrönt, die einst vergoldet waren und mit blauen, grünen und gelben Kacheln geschmückt sind. Die kunstvoll dekorierten kleinen Räume, die sich an den beiden Innenhöfen befinden, waren vermutlich den Damen des Königshofes vorbehalten, erkennbar an den kleinen Eingängen.

Orcha

Orchha, eine Stadt in Madhya Pradesh, wurde 1531 von Rudra Pratap, einem König der Bundela-Dynastie, gegründet. Sie befindet sich nur 16 Kilometer entfernt von Jhansi in Uttar Pradesh. Viele der Tempel und Paläste in Orchha, die hauptsächlich im 17. und 18. Jahrhundert erbaut wurden, sind trotz ihres Alters bemerkenswert gut erhalten. Rudra Pratap, ein Herrscher der Bundela-Rajputen, wählte diesen Standort am Ufer des Betwa-Flusses als seine Hauptstadt und trug maßgeblich zur Pracht Orchhas bei, ebenso wie seine Nachfolger.

Wir haben uns in Orchha sehr wohl gefühlt, denn Orchha bietet eine faszinierende Mischung aus ruhigem, ländlichem Leben und der lebhaften Atmosphäre. In dieser Stadt leben Ziegen und Kühe neben den Einheimischen, die ein beschauliches Alltagsleben im Schatten einer reichen Geschichte führen. Trotz des leichten Trubels haben sich die prächtigen Gebäude, die sich über einen Radius von anderthalb Kilometern erstrecken, erstaunlich gut erhalten und zeugen von der glorreichen Vergangenheit Orchhas. Dieser einzigartige Kontrast zwischen der historischen Pracht und dem alltäglichen Leben macht Orchha zu einem besonders reizvollen Reiseziel.

Übernachtungstipp: Hotel Orchha Resort

Station 4: Khajuraho

Khajuraho, eine kleine Stadt im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh mit etwa 24.500 Einwohnern, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt ist weltweit für ihre eindrucksvollen Tempel bekannt, die ebenfalls als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet sind und zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Indiens zählen.

Die Khajuraho-Tempel wurden im 10. und 11. Jahrhundert erbaut und sind besonders für ihre exquisite Architektur und die Vielzahl an detaillierten Skulpturen berühmt. Diese Kunstwerke sind nicht nur architektonische Meisterleistungen, sondern auch von großer religiöser Bedeutung. Errichtet im Hinduismus, dienen die Tempel als Orte der Verehrung und Meditation und bieten Einblick in die spirituelle und kulturelle Geschichte Indiens

Die Tempel von Khajuraho sind weltweit bekannt für ihre kunstvollen Skulpturen, die von der Kamasutra-Tradition inspiriert sind und Szenen aus dem Alltagsleben, der Mythologie und der Religion darstellen.

Wir haben uns in Khajuraho wohl gefühlt. Der Ort ist überschaubar und gemütlich. Abends hat meine eine schöne Auswahl an Restaurants und davor lässt es sich auch gut nach Souvenirs bummeln.

Station 5: Varanasi

Varanasi, auch bekannt als Benares, liegt malerisch am Ufer des Ganges im Bundesstaat Uttar Pradesh und wurde etwa im Jahr 1.200 v. Chr. gegründet. Im 12. Jahrhundert wurde die Stadt unter muslimische Herrschaft gestellt, die für die nächsten 500 Jahre anhielt. Im 18. Jahrhundert kam Varanasi schließlich unter die Verwaltung der Briten. Mit einer Einwohnerzahl von 1,2 Mio. ist Varanasi die sechstgrößte Stadt in Uttar Pradesh.

Die Stadt beherbergt eine vielfältige Bevölkerung, darunter 70 Prozent Hindus, 29 Prozent Muslime sowie Gemeinschaften von Bengalen, Tamilen und Nepalesen. Varanasi wird als die heiligste Stadt im Hinduismus angesehen und ist seit mehr als 2.500 Jahren ein bedeutender Pilgerort für Gläubige, insbesondere für Verehrer des Gottes Shiva Vishwanath. Die Stadt ist bekannt für ihre Ghats, terrassenförmige Uferpromenaden, die sich entlang des Ganges erstrecken. Hier kommen strenggläubige Hindus in Scharen, um sich im heiligen Fluss zu reinigen und von ihren Sünden zu befreien. Gleichzeitig werden in unmittelbarer Nähe die Leichen der Verstorbenen verbrannt und ihre Asche im Fluss verstreut, gemäß der hinduistischen Überlieferung. Es wird geglaubt, dass man in Varanasi sterben und verbrannt werden muss, um den Kreislauf der Wiedergeburten zu durchbrechen.

Varanasi, im Norden Indiens gelegen, ist etwa 780 Kilometer östlich von der Hauptstadt Delhi entfernt. Der Großteil der Stadt erstreckt sich entlang des linken Ufers des Ganges, wobei die westliche Seite durch Hochufer vor Überschwemmungen geschützt ist, während die östliche Seite regelmäßig überflutet wird und unbebaut bleibt.

Einen ausführlichen Beitrag von mir über Varanasi findet du hier.

Station 6: Ayodhya

Nur knappe 5 Stunden von Varanasi entfernt, liegt der kleine Ort Ayodyha. Nach den Anstrengungen von Varanasi waren wir froh, mal wieder in einer kleinen Stadt verweilen zu dürfen. Kaum angekommen, bemerkten wir, dass das mit der Ruhe in Ayodyha nichts werden wird, denn Ayodhya ist ein bedeutender Ort im Hinduismus und zählt als den Geburtsort des Gottes Rama.

In Ayodhya selbst,  gibt es bei der Errichtung eines neuen Hindutempel einen Konflikt um die Stelle, an dem der neue Hindutempel errichtet wird. Der Konflikt hat eine lange Geschichte und wurzelt in einem jahrhundertealten Streit zwischen Hindus und Muslimen über die Nutzung des Geländes.

Die Kontroverse dreht sich um den Babri-Moschee-Komplex, der im 16. Jahrhundert von Babur, dem ersten Mogul-Herrscher Indiens, erbaut wurde. Im Jahr 1992 wurde die Moschee von radikalen Hindus zerstört, was zu landesweiten Unruhen führte. Der Streit um das Gelände führte zu jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen, die schließlich im November 2019 mit einem Urteil des Obersten Gerichtshofs Indiens endeten. Das Gericht entschied, dass das Gelände an die Hindus übergeben werden sollte, um dort einen Hindutempel zu errichten, während den Muslimen ein anderes Stück Land in Ayodhya für den Bau einer Moschee zur Verfügung gestellt wurde.

Der indische Premierminister Narendra Modi weihte am 22. Januar 2024 den dort errichteten Hindutempel ein. Allerdings dauert die Fertigstellung des Tempels sicherlich noch vier Jahre. Die Einweihung des Tempels in Ayodhya durch Premierminister Narendra Modi war in der Tat ein umstrittenes Ereignis, das gemischte Reaktionen hervorrief. Kritiker warfen Modi vor, sich durch seine Teilnahme an der Zeremonie einseitig auf die Seite der Hindus zu stellen und politisches Kapital aus der religiösen Angelegenheit zu schlagen. Sie argumentierten, dass die Einweihung des Tempels während der Amtszeit von Modi als Premierminister eine klare politische Botschaft sendete und seine Verbindung zur hindu-nationalistischen Ideologie der regierenden Bharatiya Janata Party (BJP) unterstrich. Die Kritiker warfen Modi vor, den jahrhundertealten Konflikt zwischen Hindus und Muslimen für politische Zwecke zu instrumentalisieren und die Spannungen zwischen den religiösen Gemeinschaften zu verschärfen.

Auf dem gesamten Gelände des noch nicht fertig gestellten Hindu-Tempels herrscht absolutes Fotografieverbot. Kameras, Smartphone, Smartwatches werden einem bei strengen Sicherheitskontrollen abgenommen.

Station 7: Lakhnau (Lucknow)

Trotz ihrer Lage fernab der üblichen Touristenpfade und der begrenzten Zahl an Attraktionen, ist diese Stadt die Hauptstadt von Uttar Pradesh. Lakhnau liegt etwa 500 Kilometer von Delhi entfernt.

Im 16. Jahrhundert legte Babur, der Gründer des Mogulreiches, den Grundstein für die ersten Gebäude in Lucknow. Über die Jahrhunderte hinweg entwickelte sich die Stadt, in der Hindus und sunnitische Muslime friedlich zusammenlebten. Heute machen Muslime etwa 20 Prozent der Bevölkerung aus. Lucknow hat sich zu einer Industriestadt entwickelt. Gute Schulen, Infrastruktur, Universitäten und Forschungszentren bieten dafür die Grundlage. Fast alle großen Unternehmen Indiens haben wenigstens eine Vertretung in Lucknow, besonders die IT- und Biotechnik-Branche florieren.

Sehenswürdigkeiten der Stadt

Bara Imambara

Die Bara Imambara, ein herausragendes Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, zählt zu den spektakulärsten Monumenten in Lucknow. Errichtet während der Hungersnot im Jahr 1784 unter der Leitung von Nawab Asaf-ud-Daula, diente das Bauvorhaben dazu, Arbeitsplätze für die Arbeitslosen zu schaffen. Die Anlage umfasst zahlreiche Gänge und Räume, die zum Entdecken einladen, einschließlich eines geheimen Weges. Die Hauptattraktion ist jedoch die als Bhulbhulaiya bekannte Labyrinth-Galerie, von der aus sich ein atemberaubender Blick über die Umgebung bietet – ein absolutes Muss für Besucher.

Chota Imambara

Die Chhota Imambara, erbaut im 19. Jahrhundert von Muhammad Ali Shah, ist ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur der Mughal-Zeit. Auch bekannt als Husainabad Imambara beinhaltet diese Anlage einen eigenen Friedhof, eine Moschee und einen Garten. Im Inneren der Imambara können Besucher feine Handwerkskunst und Schnitzereien bewundern, die das außergewöhnliche Talent der Künstler des 19. Jahrhunderts widerspiegeln.

Rumi Darwaza

Die Rumi Darwaza, auch als das Türkische Tor bekannt, ist ein zentrales Wahrzeichen in Lucknow. Errichtet im Jahr 1784 von Nawab Asaf-ud-Daula, wird sie als indische Interpretation des babylonischen Tores angesehen. Mit einer Höhe von 60 Fuß ist das Tor weiß gestrichen und verfügt sowohl über eine hintere als auch eine vordere Veranda im muslimischen Mughal-Stil. Die Rumi Darwaza hat sich zu einem bedeutenden Wahrzeichen von Lucknow entwickelt und gehört zu den bekanntesten Touristenattraktionen der Stadt.

British Residency

Die als „The Residency“ bekannte Stätte war das Zentrum des Aufstands von 1857. Sie ist ein herausragendes Beispiel für koloniale Architektur und diente den Briten als Verwaltungszentrum. Die Gärten sind bis heute beeindruckend und die Gebäude sind trotz ihrer Ruinenzustände gut erhalten – eine bewusste Entscheidung, um die historische Bedeutung der Stätte zu bewahren.

Übrigens:  Der bekannte britische Popsänger Cliff Richard wurde in Lucknow geboren. Er erlangte den Status eines Ritters im Jahr 1995, als er von Königin Elisabeth II. als erster Popstar mit diesem Titel ausgezeichnet wurde.

Station 8: Delhi 

Von Lakhnau ding es dann wieder zurück nach Delhi. Die beiden Städte verbindet inzwischen eine mautpflichtige Autobahn und ist daher sehr gut zu befahren.

Nach einer 8-stündigen Fahrt waren wir zurück in Delhi. Gegen 16 Uhr waren wir am Hotel und sind dann gleich nochmals los, da wir an unserem letzten Tag in Delhi noch den Lotustempel besichtigen wollten.

Der Lotustempel

Der Lotustempel in Delhi ist der bislang jüngste der weltweit sieben Bahai-Tempel. Die Bahai-Religion, die weltweit etwa fünf Millionen Anhänger zählt, fördert die Einheit aller Religionen und Menschen. Der Lotustempel steht, wie alle Bahai-Sakralbauten, den Anhängern aller Religionen offen. Sein Name und seine Gestaltung sind von der Form einer Lotusblume inspiriert, was das Gebäude zu einem architektonischen Meisterwerk und einem Symbol für Frieden und Einheit macht.

Restaurant-Tip: Juggernaut am Kailash Colony Market. Besonders zu empfehlen sind die Thalis

Im Nachhinein ist man ja öfters schlauer!
Daher ein kleiner Tipp:  

Wir fanden unsere Tour sehr gelungen, allerdings würden wir sie umdrehen. Erstes Ziel nach Delhi also Lucknow und dort nur eine Nacht verbringen. Frühmorgens die Sehenswürdigkeiten besichtigen und gegen Spätnachmittag weiter nach Ayodhya fahren. Weshalb? So kann man zwei Nächte in Orchha verbringen, was wir gerne getan hätten.

 

3 thoughts on “Einmal von Delhi nach Varanasi und zurück

  1. Johannes Metzger says:

    Cooler Bericht! Bei mir ist es schon 10 Jahre her. Es hat mich damals auch total geflasht, als ich in Varanasi war. Deine Artikel über den Iran finde ich sehr lesenswert und ich habe mir vorgenommen, irgendwann auch in den Iran zu reisen. Mach weiter so!

    Antworten
  2. Martha Selinger says:

    Hallo reisen-macht-froh,
    deine neuesten Artikel über Indien erzeugt in mir so eine große Lust, dass ich nun auch endlich mal nach Indien will. Vor allem deine Beschreibung über das Reisen mit einem Fahrer macht mir Mut mit meiner Teenager-Tochter nach Delhi zu fliegen. Vielen Dank für deine Berichte. Deine Bilder sind übrigens auch immer sehr schön. Inzwischen folge ich dir auch Insta 🙂
    Liebe Grüße
    Martha

    Antworten
    1. Reisen macht froh says:

      Hallo Martha,
      das freut mich, dass dir mein Artikel gefällt.
      Falls du nach Indien fliegst, dann wende dich wirklich gerne an Kuber. Er ist tatsächlich fantastisch und du kannst dich mit bei ihm absolut sicher fühlen.
      Grüße vom Bodensee
      Thorsten

      Antworten

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